Hofgut Falkenstein - Erich und Johannes Weber

Protagonisten des klassischen Saar-Rieslings

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Unser Besuch am Weingut

Bereits im Herbst letzten Jahres empfing uns Erich Weber auf dem Hofgut Falkenstein. Zu verkaufen hatte er schon lange nichts mehr, der neue Jahrgang lärmte teils bereits im Keller und die letzten Trauben wurden gerade von Sohn Johannes eingebracht. Wir besichtigten den Keller, probierten Sekt im Weinberg direkt unterhalb des Gutes und zwei erfreulicherweise übrig gebliebene Flaschen mit ramponiertem Etikett in der Koststube. Und waren hellauf begeistert. Es war wohl bislang unser längster Besuch auf einem Weingut mit bei weitem den wenigsten Weinen zur Probe. Es war klar, dass wir wiederkommen würden zur Fassprobe des Jahrgangs 2016. Denn selbst nach vier Stunden Autofahrt zurück nach Nürnberg hatten wir den Falkenstein-Geschmack noch auf der Zunge. Leider hatten wir nicht einmal eine einzige Flasche mitnehmen können, um die weiter bestehende Lust auf Falkenstein-Wein zu befriedigen.

Im Februar diesen Jahres waren wir nun tatsächlich (endlich) wieder dort. Und die Ankündigung von Winzer Weber, dass die 2016er sehr schön seien, war eher noch untertrieben. Wir sind ebenso begeistert wie beeindruckt vom Sortiment „ebenso eigenständiger wie animierender Saar-Rieslinge“ (Gault & Millau 2013). Wohl bis etwa Ostern werden den Weine noch auf der Vollhefe liegen bleiben. Entgegen einem allgemeinen Trend zu frühen Füllungen lässt man hier den Wein lange auf der Hefe reifen. Die verlängerte Zeit im Fuder verleiht den Weinen ihre schöne Rundheit.

Diesmal haben sich beide, Winzer Weber und sein Sohn Johannes Zeit für uns genommen. Zu dieser Zeit steht an Arbeit im Weingut sonst hauptsächlich das Anbinden der Reben an. Ein Blick in die akribisch gepflegten Weinberge zeigt - dies ist eine Tätigkeit, die wohl die wenigsten gerne machen.  Die Webers versüßen sich und den Freunden, die helfen, die Arbeit stets gerne mit einem ordentlichen Schluck Wein.
Wir verkosteten also zusammen zahlreiche Fässer. Anfangs waren wir noch eifrig am Notizen machen. Doch nach und nach wich der Eifer, unser Arbeits-Besuch (wiederum eine Arbeit, die viele gerne machen würden) wurde eher zum geselligen Beisammensein und gipfelte dann auch in eine gemeinsame Brotzeit, zu der wir auch noch einmal unsere Favoriten (eigentlich haben uns ausnahmslos alle Weine gefallen) trinken konnten.

Die Geschichte der Webers auf Hofgut Falkenstein

Vor gut 30 Jahren zog Erich Weber auf den Falkensteiner Hof. Er hat das Anwesen in einem kleinen Seitental der Saar nach und nach selbst renoviert. Der Anfang war mehr als hart und der Erwerb des Gutes nur mit Hilfe eines willigen, weinliebenden, fast schon närrischen Bankers mit Visionen überhaupt realisierbar.
Heute ist Erich Weber zu Recht stolz auf das Weingut, das er von Grund auf erschaffen hat. Gerne betont er, dass er nicht Winzer in x-ter Generation ist, dem alles mehr oder weniger in den Schoß gefallen ist und der nun im Range Rover nur noch seine Ländereien besichtigt und sich die Hände nicht mehr schmutzig macht. Erich Weber nennt sich gern „Winzer Weber“, betont also die identitätsstiftende Arbeit als Pfleger von Weinreben und Leser von Trauben – bis heute fester Bestandteil seines Alltags.

Mittlerweile arbeitet der mittlere seiner drei Söhne, der vor wenigen Jahren sein Studium in Geisenheim abgeschlossen hat, fest mit am Weingut. Die beiden anderen Söhne haben eine andere Laufbahn eingeschlagen, aber Winzer Weber meint, sie könnten wohl alle im Notfall das Weingut übernehmen. Die Kindheit am Weingut, auf dem gerade zu Beginn jede helfende Hand nötig war, ist lehrreich und prägt. Die Arbeiten in Weinberg und Keller teilt er sich mit Johannes; was den Kundenkontakt angeht, so darf Johannes jüngere Kunden betreuen, Erich eher die älteren Semester. Beide sind dabei so beredt, dass keine Fragen offen bleiben. Die Auslieferung der Weine erledigt Erich immer noch persönlich. So wie er es von Anfang an getan hat. Die Webers bewirtschaften 8 Hektar im und um die Dörfer Konz und Niedermennig herum. Das durchschnittliche Alter der Reben beträgt 40-50 Jahre, die ältesten sind 60 bis 80 Jahre alt, gut 40% davon sind sogar wurzelecht.

Die Weinwerdung auf Hofgut Falkenstein

Vater und Sohn arbeiten nahezu biologisch, wenn man davon absieht, dass sie zum Beispiel lieber ein synthetisches Pflanzenschutzmittel gegen Mehltau einsetzen als das auch im biologischen Anbau erlaubte Kupfersulfat. Kupfer ist ein giftiges Schwermetall, das sich im Boden anreichern kann. Das will niemand, der die Natur wirklich respektiert.
Die Arbeit im Weinberg geschieht von Hand, die Lese sowieso. Gelesen wird Parzelle für Parzelle meist in einem Durchgang. Goldgelbe Trauben, leicht von Botrytis befallene sowie der ganze gesunde Rest ergeben einen Wein. Vielleicht macht gerade das auch die Eigenheit der hier gekelterten Weine aus. Das kleine Leseteam besteht aus Familie, Freunden und Nachbarn. Die Lese jeder einzelnen Parzelle wird sofort in den Keller gefahren, was eine viel niedrigere Most-Temperatur ermöglicht als bei den Winzerkollegen, die erst alles Lesen und dann am Ende das Traubengut in den Keller schaffen.
Die Erträge sind auf natürliche Weise gering: die Pflanzdichte ist nicht sehr hoch und die Reben sind alt. Die Trauben werden sehr sanft zwei oder drei Stunden lang gepresst. Der Most wird kurz für eine natürliche Sedimentation stehen gelassen und fließt dann durch Schwerkraft in die Fuder im alten Keller, wo er spontan vergärt und bis zur Abfüllung im März, April oder Mai auf der Vollhefe liegen bleibt. Es werden keinerlei Enzyme, Proteine oder Stabilisatoren beigesetzt, nie wird aufgezuckert, konzentriert oder entsäuert. Die Webers sprechen von „Kontrolliertem Nichtstun“. Etwas, das man zwar immer häufiger hört, hier wird es jedoch so konsequent durchgehalten wie kaum anderswo.
Der natürlich überaus geringe pH-Wert der Weine von Falkenstein ermöglicht dies. Die pH-Werte gehören zu den niedrigsten, die uns je begegnet sind. Allesamt unter 3: 2,6 bis 2,9. An der Mosel und Saar sind sie ohnehin vielerorts niedrig, auf Falkenstein besonders. Die Weine sind somit äußerst stabil, es gibt keinerlei Probleme mit mikrobiologischem Verfall.

Im alten, halb in den Hügel gebauten Keller steht die Batterie alter Fuder. Jede Parzelle kommt jedes Jahr in das gleiche Fass. Und jedes Fass wird in der Regel auch für sich abgefüllt, nichts wird verschnitten. Dies war früher auch so üblich, ist heuzutage kaum mehr zu finden. So haben die Webers öfters Weine mit gleicher Lagenbezeichnung, die dennoch unterschiedlich sind. Auf der Flasche ist der Unterschied nur ersichtlich durch die amtliche Prüfnummer.

Jedes Fass hat zudem seinen eigenen Arbeitsnamen, der von den Persönlichkeiten stammt, von denen die Parzellen erworben wurden: geerbt, gekauft oder gepachtet. So haben wir unter anderem Egon probiert, Gisela und Onkel Peter, Oberemmel, Palm oder Mutter Anna (klingt reizend, soll aber eine äußerst schwierige Persönlichkeit sein!).

Die Stilistik der Falkenstein-Weine

Auf Falkenstein entstehen leichte, feingliedrige, herbe, trocken schmeckende Rieslinge, die viele, auch Weinkritiker, als bekömmlich bezeichnen. Weinhändler dürfen dies nicht, da wird man schnell mal abgemahnt. Es ist wohl auch Definitionssache. Für Weintrinker, die Säure fürchten oder nicht vertragen, sind die Weine zumindest - rein analytisch gesehen - nichts. Die Säurewerte sind stets im zweistelligen Bereich. Immer jedoch ist die Säure reif, die Weine sind perfekt ausbalanciert. Die hohen Werte tragen dazu bei, dass selbst die Weine mit spürbarem Restzucker wesentlich trockener wirken als es der Zuckerwert vermuten ließe.

Idealtypisch für die Webers sind eigenständige Weincharaktere, die von ihrer Herkunft zeugen, niedrig im Alkohol sind und unglaublichen Trinkfluss besitzen. Die Flasche kann zügig geleert werden – notfalls auch alleine. Zu zweit reicht eine ohnehin nicht.

 

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