Bricco Ernesto
Renato Vezza: Ein Highlight aus dem Piemont in Weiß und Rot
Bricco Ernesto, wie es heute unter Renato Vezza und seiner Partnerin Elisa Antonioni bekannt ist, wurde 2015 gegründet. „Bricco“ bedeutet in der piemontesischen Sprache eine abgerundete Hügelkuppe, und Ernesto war Renatos Großvater - die Hügelkuppe von Ernesto. Es ist einer der höchsten Punkte im Roero, ein besonderes Mikroklima, erreichbar nur nur über eine lange Schotterstraße.
Auch Renato und Elisa sind nicht leicht zu erreichen bzw. zu finden. Fast könnte man meinen, sie verstecken sich. Und tatsächlich scheint es, dass sie schon einen gewissen Aufwand von einem Interessenten erwarten. Bei unserem ersten Besuch musste ich deshalb auch an Emmanuel Reynaud von Château Rayas denken. Dort war vor vielen Jahren unser erster Besuch ähnlich verlaufen. Erst wurde abgecheckt, wen wir so kennen, mit wem wir bereits arbeiten und wie unsere generelle Einstellung zum Weinbau und Weinmachen ist. Erst dann gab es die Weine zum Probieren. Und die haben uns (in beiden Fällen) schwer beeindruckt. Aus einer Zusammenarbeit mit Reynaud ist vor 20 Jahren leider nichts geworden, weil er seinerzeit nur mit einer belgischen Agentur gearbeitet hat und wir uns mit der nicht auf vernünftige Konditionen einigen konnten.
Unsere Begeisterung für Renatos Weine nutzte leider wenig. Er hatte nichts mehr zu verkaufen. Die wenigen Flaschen, die er produziert (je ca. 2000 Weißwein und Rotwein), werden jedes Jahr nur zugeteilt. An einige sehr gute Restaurants, einige (berühmte) Importeure weltweit sowie ein paar Schweizer Kunden. Im Frühjahr 2024 haben wir Renato trotzdem wieder besucht. Diesmal war auch Elisa bei der Verkostung dabei. Allein die Tatsache, dass wir zum zweiten Mal zur Verkostung kommen konnten, stimmte uns zuversichtlich. Und im September war unsere Freude riesig, als eine Mail von Elisa kam, die unsere Zuteilung enthielt.
Renato gilt als einer der talentiertesten Winzer des Piemont. Dabei hatte er ursprünglich einen anderen Weg eingeschlagen: er war Sushi-Koch in Kanada und und arbeitete als Sommelier in London. „Wenn du es nicht benutzen willst, verkaufe es.“ Diese Ansage seines Vaters weckte Emotionen bei Renato. Der alte Weinberg auf einem Hügel des Roero hatte seinem Großvater Ernesto gehört, Renatos Vater hatte die Trauben seitdem an einen großen Weinproduzenten verkauft. Er hatte aber schon lange auf ökologischen Anbau umgestellt. Renato erkannte das besondere Potenzial dieses Weinbergs. Die besondere Höhenlage, der sandige Boden ... „Ich muss den Weinberg so gut wie möglich respektieren; im Keller ist das eigentlich egal - wenn man das Zeug in den Tank tut, wird es schon gut sein. Wenn die Trauben gut sind, weil man gute Arbeit geleistet und keine Chemikalien verwendet hat, dann wird sich alles von selbst regeln.“
Auf die Frage, was ihn inspirierte, nennt Renato schnell Giacosa und Conterno und verweist auf deren Präzision. Roagna ist der nächste und wohl wichtigste Name, der ihm über die Lippen kommt: „Wir sprechen oft miteinander, er hilft mir bei Problemen und zeigt mir die Präzision im Weinberg. Als wir das erste Mal über mein Projekt sprachen, sagte ich zu Luca: 'Alle denken, ich sei verrückt! Er lächelte und sagte: 'Oh, ich auch!'“ Heute sind Luca Roagna und Renato eng befreundet. Überhaupt hat Renato einen engen und freundschaftlichen Kontakt zu anderen Gleichgesinnten und verbringt viel Zeit damit, andere Winzer zu besuchen und zu lernen, aber auch zu helfen. Wenn die alte piemontesische Mentalität besagt, dass man weniger erfolgreich sein kann, wenn es der Nachbar ist, dann glaubt Renato genau das Gegenteil.
Renato und Elisa verbringen extrem viel Zeit im Weinberg, und dennoch ist der Weinberg ein wenig wild. Sie arbeiten mit biodynamischen Grundsätzen. Der Keller ist klein und einfach, aber die Gär- und Reifungsbehälter sind von außergewöhnlicher Qualität. Es gibt eine Tava-Amphore, einen offenen hölzernen „Tino“-Fermenter, eine Handvoll Betontanks und einige kleinere Tonneaux von Namen wie Stockinger.
Renatos Weine sind oft schon am zweiten oder dritten Tag nach dem Öffnen am besten und gewinnen an Reinheit, Energie und Komplexität – was aber nicht heißt, dass man sie nicht sofort nach dem Öffnen trinken könnte. Und ist die Flasche erst mal geöffnet, trinkt man sie auch leer und es bleibt bestimmt nichts für die nächsten Tage übrig.
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