In der Nase frische Beerenfrucht, präzise Himbeer, Kirsche, klar und tief mit opulenter Fruchtsüße aber auch ätherischen Noten.
Am Gaumen präsentiert sich ein saftiger und mundwässernder Merlot mit cremigen Noten roter Beerenfrucht, roter Fruchtsüße und wiederGewürzen/Garriguenoten puffernd im Hintergrund. Lang und ätherisch im Abgang. Die hohe Viskosität und beerige Saftigkeit bescheren ein 'Maul voll Wein', unterlegt mit fein-filigraner Länge. Komplexe und seriöse
Bordeaux-Alternative mit extremer Fruchtreife und immensem Potenzial. (Harald Schieder, 23./24.4.24)
Vivre (=leben) bringt zum Ausdruck, dass der Weinkonsum für viele Teil des Lebensgefühls ist, zum Leben gehört. Nimmt man dem vivre das V, heißt es nur noch betrunken.
In Frankreich ist Wein nicht nur ein Getränk, sondern ein integraler Bestandteil der Kultur und des täglichen Lebens. Der Weinkonsum in Frankreich ist eng mit der Idee des savoir-vivre – des Wissens, wie man gut lebt – verbunden. Wein wird oft als Ausdruck der französischen Identität gesehen, wobei die Qualität, die Vielfalt und die Freude, die er bietet, geschätzt werden.
Das französische Lebensgefühl, oder l'art de vivre, umfasst die Wertschätzung von gutem Essen, gutem Wein und generell die Freude an den feineren Dingen des Lebens. In diesem Kontext kann das Trinken von Wein bei gesellschaftlichen Anlässen oder Mahlzeiten als ein Moment der Zusammenkunft, der Entspannung und des Genusses betrachtet werden.
Das Wort ivre könnte also in einem übertragenen Sinne als ein Zustand interpretiert werden, in dem man durch die Freuden, die der Wein und das damit verbundene kulturelle Erlebnis bieten, betrunkene Freude oder ein tiefes Wohlgefühl erfährt. Diese Interpretation legt nahe, dass ivre in einem positiven Licht gesehen werden kann, als Teil eines erfüllten, genussvollen Lebens. In einem kulturellen Kontext, in dem Genuss und Lebensfreude hoch geschätzt werden, symbolisiert Wein somit mehr als nur ein Getränk – er repräsentiert eine Lebenseinstellung, die die schönen Momente des Lebens betont und zelebriert.
Das Etikett zeigt einen Ausschnitt aus einem Gemälde von Hieronymus Bosch, vielleicht einen besonders genussvollen Moment.
Lässt man das Etikett einmal außen vor, kann das Wortspiel freilich auch anders gelesen werden. In Anbetracht des kulturellen Wandels, bei dem die junge Generation in Frankreich immer weniger Alkohol und speziell Wein konsumiert, erhält das Wortspiel (V)ivre eine neue Dimension. Wenn die Jugend Alkohol zunehmend als problematisch oder schädlich betrachtet und weniger Wein trinkt, könnte das Entfernen des V aus vivre symbolisch für eine bewusste Abkehr von traditionellen Trinkgewohnheiten stehen.
In diesem Kontext kann das vivre ohne V als ein Lebensstil gesehen werden, der sich von Alkohol distanziert, wobei ivre etwas ist, das vermieden wird, um ein gesünderes, vielleicht erfüllteres Leben zu führen. Das könnte darauf hindeuten, dass die jüngere Generation in Frankreich ein neues Verständnis von „gutem Leben“ entwickelt, das weniger auf Alkoholkonsum und mehr auf andere Aspekte des Lebensgenusses und des Wohlbefindens fokussiert ist.
Das Wortspiel reflektiert somit die Spannung zwischen traditionellen französischen Werten und den sich ändernden Einstellungen einer jüngeren, gesundheitsbewussteren Generation. Es zeigt auf, wie kulturelle Identität und Praktiken sich wandeln und neu interpretiert werden, indem alte Gewohnheiten hinterfragt und neue Lebensweisen angenommen werden.
Aber Name hin oder her. Ich hatte bei der Weinprobe und lange danach nur einen Gedanken: Selten habe ich vier Weine in Folge probiert, die DERART animierend sind, appetitanregend. So sieht pure Trinkfreude für mich aus! (Marco)
